Peloponnes 2004
Bereits 1996 sahen wir von Delphi aus die hohen Berge über Patras und
bedauerten damals sehr, dass uns die Zeit fehlte, auch diesen verlockenden Teil
Griechenlands aufzusuchen. Später berichteten uns Freunde von den Schönheiten
des Peloponnes, von wundervollen Stränden, einsamen Gebirgen und sehenswerten
Kulturdenkmälern. Und schließlich fiel mir ein Buch in die Hände, der
Kletterführer "Sportklettern in Griechenland" von Karsten Oelze und
Barbara Hertner (ISBN 3-930650-08-8), der auch 14 Klettergebiete
auf dem Peloponnes beschreibt. Dieses Buch gab den letzten Anstoß, uns
endlich auf die Reise zu machen.
Wir starteten am 1.Juni mit dem Auto in Dresden, fuhren nach
Venedig und weiter mit der Fähre "Ariadne" der griechischen Minoan-Line
in 30 Stunden nach Patras. Der Preis beträgt für 2 Personen und Auto
hin und zurück ca. 350 Euro. Man schläft dabei entweder im eigenen Auto
"Camping on Bord" oder in Liegesesseln oder bei gutem Wetter am besten
mit Schlafsack und Matte direkt auf dem blitzsauberen Deck.
Eine Überfahrt
von Brindisi nach Igoumenitsa bekäme man zum
halben Preis, aber mit unserer Variante vermieden wir die stressige
Autofahrt durch Italien und kamen gut ausgeruht in Patras an.
Drei Wochen lang fuhren wir entgegen dem Uhrzeigersinn um den gesamten
Peloponnes herum. Keine der vier fingerartigen Halbinseln ließen wir
aus. Die von unseren Freunden gerühmten Strände, Gebirge und
Ruinen begeisterten auch uns. Darüber möchte ich aber hier nichts
aufschreiben, denn das lässt sich besser in diversen Reisehandbüchern
nachlesen. Vielmehr möchte ich über unsere Klettertouren
berichten, um damit vielleicht einige "Glaubensbrüder" anzuregen,
ebenfalls den Peloponnes aufzusuchen.
Von vornherein war uns klar, dass wir den oben genannten Kletterführer
nur mit Einschränkungen benutzen können, denn "Sportklettern" ist
eigentlich unsere Sache nicht. Nach jahrzehntelanger Betätigung im
Elbsandstein haben wir uns daran gewöhnt, die Wege nach Möglichkeit
selbst abzusichern. Haken in sehr kurzen Abständen erscheinen uns als eine
Vergewaltigung des Felsens.
Auch wollen wir am Ende auf einem Gipfel ankommen
oder wenigstens auf einem gipfelartigen Punkt, wollen uns hinsetzen und
in die Gegend gucken. Das mag altmodisch sein, aber uns
gefällts und wir wollen uns
auf die alten Tage nicht mehr ändern. Wir könnten es auch gar nicht, denn
zwischen den vielen Haken sind die Wege der Sportkletterer so schwer,
dass wir gar keine Chance hätten. Fast
alle der im Kletterführer beschriebenen Wege liegen
in Bereichen oberhalb von 6b ! Trotzdem zogen auch wir aus dem
Kletterführer unseren Nutzen, denn mit seiner Hilfe fanden wir leicht
die beschriebenen Felsobjekte, und so, wie wir es vorausgesehen hatten, boten
uns diese Objekte fast immer neben den eingerichteten Vielhakentouren
genügend Raum für Anstiege unseres Geschmacks. Außerdem stießen
wir beim Streifen durch das Land gelegentlich
auf Felsberge, die im Kletterführer nicht
aufgenommen sind, uns aber besonders lohnend erschienen. Da ich weiß, dass
zumindest im Raum Dresden viele unseren Geschmack über schönes Klettern
teilen, möchte ich im folgenden die Stellen aufzählen, die uns am besten
gefielen. Ein (KF) zeigt an, wenn diese Stellen auch im Kletterführer
stehen.
Skolis (KF)
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Der Skolis ist ein langgezogener Felsrücken südlich von Patras,
an dem an einigen markanten Felswänden Kletterwege eingerichtet
wurden.
An der Westseite oberhalb des Dorfes Sandomeri gefiel
uns vor allem der Sektor B, ein relativ selbständiger Felsberg.
In der etwa 60 Meter hohen Talwand wurden bisher 7 Routen eingerichtet.
Im linken Wandteil und an der rechten Kante gibt es
gut strukturierte
Zonen ohne Haken, durch die man bei eigener Absicherung den Gipfel erreichen
kann. Wir wählten die rechte Kante ( 1 Seillänge, III ).
Auf einem etwas holprigen Fahrweg erreicht man das Klettergebiet
Chatzouri an der Ostseite des Skolis. An der etwa 80 Meter hohen
Hauptwand und an den Überhängen einer großen Grotte sind Wege mit
hohen Schwierigkeitsgraden eingerichtet. Für uns fanden wir rechts
davon einen freistehenden Turm, an dessen Südkante wir beschwingt
hinaufturnten (1 Seillänge, IV). Unvergesslich schön dabei der Blick
über die weite Talsenke des Flusses Vilissos hin zu den Bergen
des Erimanthos.
Pilos
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Der Peloponnes-Urlaub wird uns vor allem durch phantastische
Schlafplätze in freier Natur
in Erinnerung bleiben. Sie waren oft so schön, dass
wir uns nach dem Frühstück geradezu zwingen mussten, weiterzufahren.
Eigentlich ist ja wildes Campen in Griechenland nicht erlaubt. Wir
verstehen, dass die Griechen mit ihren niveauvollen
Campingplätzen Geld einnehmen möchten. Uns aber gefällt das Übernachten in
der freien Natur tausendmal besser. Nach unseren Erfahrungen
gibt es dabei keinerlei Schwierigkeiten mit den Einheimischen (auch nicht
mit der Polizei), solange man es nicht übertreibt und seinen
Platz mit etwas Gefühl so wählt, dass man andere nicht behelligt.
Auf der Fahrt nach Süden stoßen wir kurz vor dem Städtchen Pilos auf
die sogenannte Ochsenbauch-Bucht. Die Schönheit dieser Bucht nimmt uns
sofort gefangen. Obwohl wir keine ausgesprochenen Badefans sind, genießen wir
einen ganzen Tag lang den exquisiten Strand.
Am folgenden Tag sehen wir, dass das Hafenbecken von Pilos (in ihm wurde
einst ein großer Teil der türkischen Flotte versenkt) von Felswänden
eingerahmt wird. Auffällig ist ein vollständig vom Wasser
umgebener spitzer Turm. Weiter
links durchbricht ein haushoher Tunnel die Felswand.
Ob sich diese Felsen zum Klettern eignen, wissen wir
nicht. Im Kletterführer werden sie nicht erwähnt. Man müsste ein
Boot leihen, um das herauszubekommen,
doch wir sind zu bequem und fahren weiter.
Heute tut es mir schrecklich leid, dass wir uns die Felsen nicht näher
angesehen haben. Vielleicht haben wir ein großes Abenteuer verpasst.
Langada-Pass (KF)
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Dieses Klettergebiet befindet sich im Nordteil des Taigetos-Gebirges. Es
hat eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem heimischen Klettergarten im
Liebethaler Grund: bequeme Anfahrt direkt an die Felsen, ein kleines
Hüttchen mit Bänken davor, damit man die Felsakrobaten bei ihrem Tun
an den meist sehr schwierigen, aber hakenreich gesicherten Wegen
hautnah beobachten kann. Überall spüren wir die große Liebe, mit der die
Spartaner ihren Klettergarten eingerichtet haben (übrigens
mit Mitteln der EU-Strukturhilfe) und vergessen dabei unsere Reserviertheit
gegenüber dieser Art des Kletterns. Wir klettern "Lykourgos" (V+) im Sektor
Petsanes. Viele Haken und am Ende statt des Gipfels nur ein
Umkehrhaken - trotzdem gefällt uns der Weg recht gut.
Oberhalb des Sektors Petsanes sehen wir einen Felsberg, dessen Wände
aus hellem Kalkstein großartige Kletterei versprechen. Zu gern würden
wir uns den Berg näher ansehen, aber es ist heute ein sehr, sehr heißer Tag
(als Kletterer sollte man besser im April oder Mai hierher kommen) und
im steilen, weglosen Gelände geben wir unser Vorhaben bald auf. Schade drum.
Einheimische Kletterer sagen uns, an diesem Berg würde niemand
klettern, da er zu weit weg von der Straße sei. Vielleicht kommen wir mal
wieder ?
Monemvassia
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Auf der Fahrt zum berühmten Fluchtberg der Stadt Monemvassia sahen wir
mehrfach Felsgebilde, die gute Klettermöglichkeiten vermuten ließen. So sahen
wir kurz vor Sikia
etwa 8 km in nördlicher Richtung hohe Felswände mit schroffen
Kanten und Pfeilern. Wir versuchten vergeblich, auf schmalen Fahrwegen näher
an diese Wände heranzukommen. Offenbar ist das nur mit einem Geländewagen
möglich. Schade, die Felsen sahen sehr verlockend aus.
Kurz vor Monemvassia erhebt sich am Meer ein eigenartiger
Tafelberg. Auf unserer Autokarte ist er leider nicht eigetragen. So
bestiegen wir diesen Berg, ohne seinen Namen zu kennen. Wir wählten
eine luftige Kante in der Ostseite (etwa III) direkt
über dem Wasser.
Anzeichen für Kletteraktivitäten
sahen wir nirgends, aber auf dem Gipfel stießen wir auf
Reste einer ehemaligen Bebauung.
Gern wüssten wir mehr über die Geschichte des Berges, aber bisher fanden
wir keinerlei Angaben.
Weithin bekannt hingegen ist der Berg von Monemvassia, auf dem einst eine ganze
Stadt errichtet wurde, in die sich in Kriegszeiten die am Meer wohnenden Bürger
zurückzogen. Die senkrechten Wände des mächtigen Tafelberges
sind teilweise über 100 m hoch, aber der Fels ist etwas brüchig und wohl
nur bedingt fürs Klettern tauglich. Die Bedeutung des Berges liegt mehr
auf kulturhistorischem Gebiet und ein Steifzug über die ausgedehnte Gipfelfläche
ist sehr empfehlenswert.
Argolis (KF)
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Auf der Halbinsel Argolis gibt es mehrere Sportklettergebiete. Sechs davon
sind im Kletterführer beschrieben. Sie alle sind landschaftlich sehr
schön gelegen.
Besonders gespannt aber waren wir auf den Berg Ortholiti. In einem
Fahrtenbericht im Internet hatten wir von einem
lohnenden 800 Meter langen Kletterweg an diesem Berg gelesen. Leider
war der Zugang zum Weg nicht genau angegeben. Wir
umkreisten den Berg mit dem Auto, sahen aber nur unbedeutendes Felsgelände,
keineswegs geeignet für einen lohnenden Weg derartiger Länge. Mal sehen,
ob wir irgendwann dieses Rätsel lösen können.
Dafür sahen wir an vielen anderen Stellen der Argolis ziemlich hohe
Felswände, die bisher offenbar von den Kletterern verschmäht wurden.
Zum Beispiel gibt es etwa 2 km nördlich von Kandia am Abzweig der Straße
nach Adami einige respektable Wände mit festem Gestein, nach
unserer Meinung lohnendes Neuland für klassische Anstiege.
Nemea / Mega Spileo
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Von Argolis fuhren wir durchs Gebirge zurück nach Patras. Auch auf dieser Fahrt
kamen wir gelegentlich durch Felsgebiete, die zum Klettern anregten. Beispiele
zeigen die folgenden Bilder.
Varasova (KF)
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Der Felsberg Varasova liegt eigentlich auf dem Festland Griechenlands, aber durch
die neue Brücke über den Golf von Patras ist er dem Peloponnes sehr nahe gerückt.
Er erhebt sich direkt am Meer auf etwa 900 Meter Höhe. Viele der
Routen wurden in der Nähe des Dorfes Krioneri erschlossen. Die meisten
von ihnen enden bereits nach 3 bis 5 Seillängen, da sich dann der Berg
deutlich zurücklehnt. Wir aber wollten
der phantastischen Aussicht wegen bis hinauf zur Bergesspitze klettern. In
aller Frühe brachen wir auf, doch
als wir nach 3 Seillängen (etwa IV) auf der Spitze eines Felspfeilers
angekommen waren, erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen. Im Nu wurde uns
so heiß, dass wir gern auf
den "kleinen" Rest verzichteten. Erneut wurde uns klar: wenn wir das nächste
Mal zum Klettern auf den Peloponnes reisen, dann schon im April oder Mai.
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